Biblis. Beim Antrittsbesuch des ab dem 1.4.2020 tätigen Bürgermeisters Volker Scheib wollte der Bergsträßer Bundestagsabgeordnete Dr. Michael Meister wissen, ob der neue Bürgermeister sich in seinem neuen Amt eingelebt habe. Scheib erklärte Meister, der in Begleitung von Konstantin Grossman und Christopher Wetzel von der örtlichen CDU war, schmunzelnd, dass er bereits halb angekommen sei. Dessen ungeachtet müssten die dringenden Themen angegangen werden. Natürlich sei Corona auch in seiner Gemeinde ein Thema, das sich aber kaum von dem anderer Gemeinden unterscheide. Ein besonderer Schwerpunkt sei das „alte Kernkraftwerk“. Der Rückbau laufe zügig, die Brennelemente seien bereits alle entfernt worden. Der Rückbau der Gebäude dauere jedoch an. Insgesamt sei hier eine riesige Fläche mit einem ebenso großen Potential vorhanden. Alleine die Infrastruktur mit den Verkehrswegen Wasser, Straße und den Bahngleisen sei optimal und fast einzigartig. Auch wenn das Gelände RWE gehöre, die natürlich zuerst an einer finanziellen Vermarktung interessiert seien, müsse Biblis die sich bietende Chance ergreifen und sich im Vorfeld über eine zukünftige Nutzung Gedanken machen. Scheib weiß, dass zuerst der Regional-, der Flächennutzungs- und zuletzt der Bebauungsplan geändert werden müsse. Scheib kann sich zum Beispiel ein Dokumentationszentrum über die Atomkraft oder ein Technikmuseum mit Schwerpunkt Atomkraft vorstellen. Auch „der größte Serverraum Europas“ in einem der ausgedienten Kühlräume sei für ihn denkbar. Des Weiteren sei ein Strandort für Forschung, Entwicklung, Arbeit und Wohnen durchaus eine Vision. Gerade die Forschung oder Weiterentwicklung von Batterien schwebe ihm dabei vor. Scheib hoffe, dass auch diesbezüglich die Gespräche mit RWE offen und konstruktiv geführt werden können. Meister erklärte, dass derzeit im Bundesministerium für Bildung und Forschung die Schwerpunkte bei der Quantentechnologie, der Wasserstofftechnologie und jeder Technologie, die zur Verbesserung des Klimas diene, lägen und durch Forschungsgelder unterstütz würden. So will Scheib kurzfristig mit RWE über den Standort des Gasturbinenkraftwerkes, dass zur Minderung der Stromschwankungen unbedingt gebaut werden muss, sprechen. So ist der Standort aber auch der Verlauf der Stromleitungen gerade im Hinblick auf eine künftige Nutzung durchaus entscheidend. Meister bot Scheib an, bezüglich der Stromleitung hier ein Gesprächstermin bei der zuständigen Bundesnetzagentur zu organisieren. Dankbar nahm Scheib auch an, dass Meister ihm auch beim Kontakt zu anderen Behörden oder Institutionen behilflich sein wird.
Aktuell ist die Verkehrssituation in Biblis eine große Sorge von Scheib. Biblis, aber auch Bürstadt, sind attraktive Standorte für Logistikunternehmen, weshalb bereits hierdurch der LKW-Verkehr stark zugenommen hat. Hinzu kommt, dass der LKWs die L3261 als Ausweichstrecke nach Worms und umgekehrt benutzen, da hierfür keine LKW-Maut gezahlt werden muss. Nach dem Umbau des Kreisels für die Zufahrt der L3261 auf die B44 muss nach Scheibs Ansicht einfach eine weitere Mautsäule angebracht werden, um diesen Verkehrsweg als mautfreie Strecke zu verhindern. Dies wäre eine einfache Maßnahme, um den LKW-Verkehr durch Biblis stark zu verringern. Zuständig für die Mautsäule ist jedoch das Bundesamt für den Güterverkehr(BAG). Auch hier sagte Meister auf Scheibs Bitte zu, diesem kurzfristig Kontakt zur BAG zu vermitteln.
Ebenfalls ist der starke Verkehr durch Wattenheim Scheib ein Dorn im Auge. Er weiss, dass es einst große Widerstände gegen eine Umgehungsstraße mit den Argumenten, dass dann die Geschäfte, wie Bäckereien oder Metzgereien, große finanzielle Einbußen erleiden würden, gab. Diese haben sich aber nicht bewahrheitet und heute ist eine Umgehungsstraße dringend geboten und von den Bewohnern auch gewollt.
Abschließend dankte Scheib für Meisters Besuch, insbesondere die Bereitschaft, ihm als Neuling im Amt mit Kontakten behilflich zu sein.