Pressebericht zum Gesundheitsforum bei InfectoPharm: Haben wir ein systemisches Problem der Arzneimittelversorgung?

Heppenheim, 19. Februar 2024 - Das Gesundheitsforum Bergstraße unter Leitung von Dr. Michael Meister MdB tagte am 07. Februar bei InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH in Heppenheim. Das Gesundheitsforum Bergstraße beschäftigt sich seit fast 30 Jahren regelmäßig im Dialog mit regionalen Akteuren des Gesundheitswesens mit aktuellen Fragen der Gesundheitspolitik. Philipp Zöller als Geschäftsführer von InfectoPharm informierte und diskutierte nach einer kurzen Firmenpräsentation über systemische Probleme der Arzneimittelversorgung. Die Kosten für Arzneimittel verteilen sich etwa hälftig auf patentgeschützte Medikamente, die rund 6% der Verordnungen ausmachen, und patentfreie Arzneimittel, die die restlichen 94% der Verordnungen umfassen. Die Knappheiten treten vorrangig bei den patentfreien Medikamenten auf. In diesem Bereich werden Preiskontrollen durch das Zusammenwirken von Festbeträgen, Preismoratorien, Rabattverträgen und Zwangsrabatten festgelegt.

Der Festbetrag eines Arzneimittels ist der maximale Betrag, den die gesetzlichen Krankenkassen für dieses Arzneimittel erstatten. Ist der tatsächliche Verkaufspreis höher als der Festbetrag trägt der Patient entweder die Differenz aus eigenem Geldbeutel oder er weicht auf ein preislich günstigeres Vergleichspräparat aus. Der Festbetrag soll das untere Drittel zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Preis für Vergleichspräparate nicht übersteigen. Sobald ein Festbetrag festgelegt ist, müssen die Hersteller, die oberhalb liegen, ihre Preise nach unten anpassen, da ihre Medikamente ansonsten unverkäuflich werden. Hierdurch entsteht eine Preisspirale nach unten, da diese Preissenkungen in der nächsten Runde eine weitere Reduzierung des Festbetrages bewirken. Da auf der Zeitachse in der Regel gleichzeitig die Herstellungskosten steigen, führt dies zu Marktaustritten von Herstellern bezüglich des betreffenden Medikaments. Ein systemischer Ausgleich für die Kostensteigerungen fehlt im deutschen Gesundheitssystem. Würde das Versorgungssystem etwas höhere Margen erlauben, hätte Deutschland mehr Wettbewerb bei Medikamenten, eine Diversifizierung der Produktion und anstatt Versorgungsengpässen volle Lager.

Dieser Mechanismus wird durch Rabattverträge der Gesetzlichen Krankenkassen und Zwangsrabatte weiter verschärft. Auf diesem Weg wird der Engpass im Gesundheitssystem zielgerichtet herbeigeführt. Am Beispiel von Penicillin-Produkten für Kinder hat Philipp Zöller diese Preismechanismen anschaulich und verständlich erklärt.

Für eine Liste wichtiger Kinderarzneimittel hat der Bundestag am 23. Juni 2023 eine Änderung beschlossen. Hier können die seitherigen Festbeträge um 50% angehoben werden, künftig ist eine Preisanpassung im Rahmen der Inflation möglich und es gibt in diesem Segment keine Rabattverträge mehr.

Eine intensive Diskussion zu den Auswirkungen der verschiedenen Instrumente rundete einen sehr spannenden Abend bei dem hessischen Hersteller von Kinderarzneimitteln ab.

Kalender – Kommende Termine

21.05.202418:00 - 19:00 Uhr | Bürgersprechstunde in Heppenheim
18.06.202418:00 - 19:00 Uhr | Bürgersprechstunde in Fürth

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