44 Bensheimer und Heppenheimer absolvierten ein umfangreiches Bildungsprogramm
Berlin/Bensheim. Natürlich kam auch die Freizeit nicht zu kurz, schließlich kommt man nicht alle Tage in die Bundeshauptstadt und möchte dann auch das Flair dieser Metropole schnuppern. Allerdings mussten dafür die späten Abend- und frühen Nachtstunden genutzt werden, um die einst geteilte Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Tagsüber absolvierte die 44-köpfige Reisegruppe aus Bensheim und Heppenheim nach Berlin gereist war, ein umfangreiches Bildungsprogramm.
Gleich nach der Ankunft besuchte die Gruppe das Stasi-Museum. Das sich auf dem ehemaligen Gelände der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR befindet. Beeindruckend und bedrückend zugleich waren die Fakten in der einstigen Stasi-Zentrale.: 91 016 hauptamtliche Mitarbeiter und etwa 174 000 inoffizielle Mitarbeiter kontrollierten noch 1989 die etwa 16,4 Millionen damaligen DDR-Bürger. Die Bevölkerung der DDR war in den Augen der SED-Führung ein ständiges Sicherheitsrisiko für ihre diktatorische Machtausübung. Um Gesellschaft, Staat und Wirtschaft umfassend kontrollieren und sich mit Informationen versorgen zu können, die mangels freier Öffentlichkeit nicht verfügbar waren, schuf sich die SED-Führung, die sich permanent von inneren und äußeren Feinden bedroht sah, das Ministerium für Staatssicherheit, Erich Mielkes Domizil. Kernstück des historischen Ortes ist die in ihrem originalen Zustand erhaltene Büroetage Erich Mielkes. Die Räume dieser Etage wurden nach den Bedürfnissen Mielkes geplant. Die Funktion und Einrichtung der Räume blieb seit der Fertigstellung des Hauses im Jahr 1961 weitgehend unverändert.
Wer in Berlin weilt, muss den Reichstag gesehen haben und in der berühmten Kuppel gewesen sein. Klar, dass es auch hier eine Lehrstunde in deutscher Demokratie gab mit einem anschließenden Exkurs in die Politik, bei der es diesmal fast ausschließlich um das Thema Griechenland ging. Der parlamentarische Staatsekretär im Bundesfinanzministerium und Vertraute des deutschen Finanzministers, Dr. Michael Meister, berichtete seinen Gästen, alle aus seinem Bergsträßer Wahlkreis, aktuell aus den gerade zu Ende gegangenen Verhandlungen in Brüssel. Nachgeben oder zerbrechen - auf diese einfache Formel lässt sich das griechisch-europäische Dilemma reduzieren. Und nachgeben müssen in diesem zermürbenden Dauerstreit beide Seiten. Wenn aber die Sturheit siegt und sich Griechenland nicht mit seinen Geldgebern einigt, dann geht das Land bankrott. Der Pleite würde zwangsläufig der Grexit folgen, der Ausstieg Griechenlands aus dem Euro. Das wäre dann wohl der Anfang vom Ende eines geeinten Europas.
Viele in der Gruppe waren anfangs der Meinung, lasst sie doch pleitegehen, die Griechen sind eh selber schuld. Dr. Meister verdeutlichte, dass dieser Weg zu einfach sei. Der Bankrott würde keinesfalls das Ende mit Schrecken bringen, nach dem der marode Euro-Staat in alter Schönheit erblüht. Eine Pleite würde die Lage Griechenlands eher verschlimmern - und seinen Problemen, die Europa in jedem Fall noch Jahre beschäftigen werden, neue hinzufügen. Eine Pleite Griechenlands wäre die schlechtere Lösung. Weil kein anderer Financier für das Land zur Verfügung steht, müssen dies erst mal die Euro-Partner übernehmen. So abgesichert, können Griechenlands Politiker, Unternehmer und Arbeitnehmer endlich daran gehen, das Wirtschaftssystem grundlegend zu reformieren und wieder Wachstum zu schaffen - das sei die beste Perspektive, für Griechenland und seine Euro-Partner, so Dr. Michael Meister abschließend. Im Anschluss traf man sich in der Kuppel des Reichstages und zum obligatorischen Gruppenbild.
Am zweiten Tag erlebten die Mohács-Freunde bei der sechsstündigen Stadtrundfahrt und brillanten Informationen des Berlin-Kenners Dieter Lockenvitz, dass die Stadt ständig ihr Gesicht verändert. Und das ist es auch, was den Reiz der Metropole ausmacht: Altes und Neues zu verbinden. Im Stadtteil Köpenick wandelten die Mitglieder des deutsch-ungarischen Freundeskreises Bensheim-Mohács auf den Spuren des Schusters Wilhelm Voigt. Im Rathaus von Köpenick wurden die Eskapaden des „Hauptmanns von Köpenick“, die Carl Zuckmayer in seiner Tragikomödie niederschrieb, noch einmal nachvollzogen. Der Abschluss dieses Tages fand im Ratskeller statt.
Obligatorisch ist der Besuch beim „Alten Fritz“, auch wenn es diesmal nicht auf Schloss Sanssouci ging. Nach einer Schlösser-Schifffahrt auf der Havel war am Nachmittag Schloss Cecilienhof das Ziel. Jenes Gebäude, das Wilhelm, Sohn des letzten deutschen Kaisers, und seiner Gemahlin Cecilie bis 1945 als Wohnstatt diente und danach Tagungsort der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August 1945 war. Hier verhandelten Churchill, Truman und Stalin über die Neuordnung Europas und das künftige Schicksal Deutschlands. Im so genannten Potsdamer Abkommen wurde die Demokratisierung, Entmilitarisierung, Entnazifizierung, Dekartellisierung und Dezentralisierung Deutschlands festgelegt.
Mitglieder des deutsch-ungarischen Freundeskreises Bensheim-Mohács besuchten auf Einladung des Bergsträßer Bundestagsabgeordneten und Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Michael Meister die deutsche Hauptstadt und versammelten sich zum Gruppenbild auf der Kuppel des Reichstages.
Bild: Poor-Lattner